Tobias Wessel mit Beatles gegen Ballermann-Hits

GIESSEN (msr). Stellen Sie sich vor, Sie müssten vor einem großen Publikum Witze erzählen und niemand würde lachen. Ein paar Leute würden husten und vereinzelt würden welche klatschen. So ähnlich muss sich der Gießener Gitarrist Tobias Wessel am Samstagabend bei seinem Auftritt in der „Spielbörse" am Marktplatz vorgekommen sein. Etwas deplatziert wirkte der Berufsmusiker mit seiner akustischen Gitarre und mehreren Mundharmonikas im Gepäck vor einem Publikum, dass auf deutsche Schlager und Ballermann-Fetenhits stand.
Wessel, in Gießen noch eher ein Geheimtipp, hat seine kleine Fangemeinde in Marburg, Büdingen und Frankenberg und ist für seine gekonnten Interpretationen von Klassikern der Rockmusik aus den sechziger und siebziger Jahren bekannt.
„Mit zehn Jahren habe ich angefangen, Gitarre zu spielen, und den Haupteinfluss haben ohne Zweifel die Beatles auf mich gehabt", äußerte er sich zu seinen musikalischen Wurzeln.

Den Schwerpunkt seines Auftrittes legte er auch auf die Musik der Liverpooler Pilzköpfe. Mit „All my loving", „Eight days aweek", „Norwegian wood", „Can't buy me love" und „I want to hold your hand" spielte er fünf Klassiker. Jedoch ist es nicht das einfache Nachspielen der Beatlesmusik, die den Auftritt von Wessel zu einem musikalischen Erlebnis werden lässt, sondern die ausdrucksstarke Stimme des Sängers in Kombination mit dem akustischen Klang seiner Takamine - und der Mundharmonika. „Wir waren noch nie hier, aber als wir den Klang der Live-Musik draußen gehört haben, wollten wir hier rein", äußerten sich spontan neugierige Gäste zu dem Sound der Musik. Mit steigender Publikumszahl wurde die Stimmung in der „Spielbörse“ etwas lockerer, auch wenn einige Gäste wie angeschweißt am Tresen festsaßen. Mit Songs von Tom Petty, der Creedence Clearwater Revival Band, R.E.M., Johnny Cash, Fleetwood Mac, Cat Stevens und Rod Stewart brachte Wessel einen Teil des Publikums zum Tanzen. Im letzten Teil des Konzertes wurden ruhigere Lieder gespielt. Mit „Ruby Tuesday" und „Angie" von den Rolling Stones , „Bed of roses" von Bon Jovi und „Knockin` on heaven's door" von Bob Dylan befriedigte Wessel die tieferen Sehnsüchte des Publikums.
Spät nach Mitternacht legte er seine Gitarre aus der Hand und setzte sich zu den dazugewonnenen Fans an den Tisch.
          
Giessener Anzeiger 18.09.2001 <<< zurück >>>