Tobias Wessel - musikalisches Naturtalent mit einem Herz für den Rock der sechziger Jahre

Von Markus Fritsch

 GIESSEN. „Nichts ist mir im Leben so leicht gefallen wie Gitarre spielen," sagt der Gießener Musiker Tobias Wessel lachend und mit einer Selbstverständlichkeit, als gehöre Gitarre spielen zu den alltäglichen Dingen wie schlafen, essen und trinken. Seit 1998 lebt der Profimusiker von seinen Konzerten im mittelhessischen Raum. Mit seinem sympathischen Auftreten und dem Akustik-Rock-Programm, das Songs von den Beatles bis zu
Eric Clapton beinhaltet, hat sich der gebürtige Göttinger eine kleine Fangemeinde erspielt und als eine feste musikalische Größe in der Gießener Szene etabliert.
„Mit den Beatles hat alles angefangen", erzählt der 34-Jährige. Die vier Liverpooler Pilzköpfe gehören auch heute noch zu seinen absoluten Lieblingsmusikern. Wessel besitzt ein ausgeprägtes Gehör, doch für Noten zeigte er nie besonders viel Interesse: „Die Musik, die ich spiele, ist nur von Musikern, die auch keine Noten können. Ich höre mir die Griffe einfach raus."

1983 kam er nach Gießen, besuchte die Liebigschule und machte 1987 Abitur. Danach absolvierte er seinen Zivildienst bei der Arbeiterwohlfahrt. Nach einem einjährigen Job bei der Firma Schunk studierte Wessel in Gießen Pädagogik und arbeitete parallel dazu sieben Jahre bei der „Lebenshilfe". Warum studierte er bei seinem Talent und Interesse nicht Musik? „Ich habe mich vorher informiert und mir erschien das Musikstudium einfach zu trocken," sagt er heute ohne Reue. Seit 1990 spielte er in regionalen Bands und seit Ende 1998 lebt er von der Musik.

  Der Auftritt als Solomusiker entsprang eigentlich einem Missgeschick. Er wollte nämlich mit einem Musikerkollegen als Bluesduo auftreten, doch sein Mitspieler erschien nicht - und so entschloss er sich spontan, alleine aufzutreten. Dies hat so gut funktioniert, dass er von da an alleine auftrat und sein Hobby zum Beruf machte. Doch nach wie vor gehört es zu seinen Wünschen, mit anderen Musikern zusammenzuspielen. „Allerdings brauche ich Leute, die 110 Prozent geben", umreißt er seine hohen Ansprüche.

 „Mein Herz schlägt musikalisch gesehen für die sechziger Jahre", so Wessel. Die momentane Chartmusik ist ihm zu marktorientiert, und es werde im Musikgeschäft nur noch darüber nachgedacht, wie man den Leuten das Geld aus der Tasche ziehen könne. Dabei denkt Wessel an gecastete Gruppen wie die „No Angels" oder „Bro'sis". Seine musikalischen Vorbilder sind neben den Beatles Keith Richards von den Stones und David Gilmour von „Pink Floyd". Als deutsche Einflüsse nennt er die Musik von „Bap", Konstantin Wecker, Reinhard Mey und Hannes Wader.

Giessener Anzeiger 04. 05. 2002 <<< zurück >>>